Die im Projekt vorhandenen Arbeiten sind in 5 wissenschaftliche Arbeitspakete und ein Arbeitsprojekt für deren Koordination gegliedert.
AP0: Projekt Koordination (DLR)
AP1: Beobachtungen (DLR, FZJ, KIT, IAP)
AP2: Mesoskalige Modellierung (DLR)
AP3: Reanalysen (LMU)
AP4: Parametrisierung (FZJ)
AP5: Klimamodellierung (DLR)
Das Arbeitspaket 1 beinhaltet die Durchführung der bodengebundenen und flugzeuggetragen Messungen. Ziel ist es die Schwerewellenaktivität und die Schwerewellenimpulsflüsse in der Troposphäre und mittleren Atmosphäre in der Region um die südlichen Anden und die Antarktische Halbinsel zu erfassen und zu quantifizieren. Der Fokus der bodengebundenen Messungen liegt dabei auf den orographischen Schwerewellen der südlichen Anden und deren zeitlicher Entwicklung (Langzeitmessungen). Mesosphärische Windmessungen sind relevant für die Quantifizierung der Tiden und der Dopplerverschiebung der bodengebundenen Messungen. Fernerkundungs- und Insitu-Messungen auf HALO erweitern das Messvolumen und erlauben die Untersuchung von nicht-orographischen Schwerewellen sowie der horizontalen Schwerewellenausbreitung in der Region. Die flugzeuggetragenen Messungen fanden im Zeitraum September bis November 2019 im Rahmen der SouthTRAC Kampagne statt. Dabei nahmen das neu entwickelte Rayleigh Lidar ALIMA, welches die mittlere Atmosphäre und untere Thermosphäre abdeckt, und der Infrarot Imager GLORIA, welcher die obere Troposphäre und untere Stratosphäre abdeckt, eine Schlüsselrolle ein. Die einzigartige Kombinationen dieser beiden einzigartigen Messinstrumente ermöglicht die Untersuchung der komplexen Schwerewellenstrukturen in der Atmosphäre.
Das Arbeitspaket 2 beschäftigt sich mit globalen sowie mesoskaligen Simulationen der beobachteten Schwerewellenereignisse mit dem ICON Modell (Zängl et al. 2015) des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Die mesoskaligen Simulationen erreichen durch ein lokales Nest eine Modellauflösung von ungefähr 1 km und lösen damit einen Großteil des Schwerewellenspektrums direkt auf. Die zeitliche Entwicklung und räumliche Verteilung des Schwerewellenimpulsflusses kann in den Simulationen bestimmt werden und mit den Beobachtungen und deren Auswertungen abgeglichen werden. Dieser Abgleich wird sowohl für die globalen ICON Simulationen, welche auf orographische und nicht-orographische Schwerewellenparametrisierungen angewiesen sind, als auch für die hochaufgelösten Simulationen, welche zuverlässige 4D (Zeit und Ort) Schwerewelleninformation enthalten, durchgeführt. Auf diese Weise helfen die ICON Daten die Verbindung zwischen den Inhalten und Ergebnissen in der vereinfachten Modellwelt (AP3, AP4 und AP5) und den tatsächlichen Atmosphärischen Beobachtungen (AP1).
Das Ziel dieses Arbeitspakets ist es, eine Brücke zwischen den detaillierten GW-Analysen der Messkampagne und der allgemeinen Darstellung von GWs in Klimamodellen (AP5) zu schlagen. Das ist nötig, um das im Rahmen der Messkampagne gewonnene Wissen in einen statistische Charakterisierung zur überführen, die zur Verbesserung der Schwerewellenparametrisierung in Klimamodellen benötigt wird. Zu diesem Zweck werden wir den Schwerewellenimpuls und den damit verbundene Antrieb der mittleren Strömung in der polaren Stratosphäre der Südhemisphäre anhand mehrerer ECMWF-Reanalyseprodukte sowie operationellen Analysen quantifizieren. Fehlender und/oder falsch repräsentierter Schwerewellenwiderstand wird sowohl direkt aus den Analyseinkrementen der Datenassimilation als auch indirekt aus dem Residuum des Impuls-Budgets abgeleitet. Die erwarteten Ergebnisse werden einerseits die Beobachtungen mit vergangenen Aufzeichnungen verknüpfen, andererseits sind sie die Grundlage für die verbesserte Schwerewellenparametrisierung in EMAC basierend auf durch Beobachtungen eingeschränkte, globalen Modellläufen.
In diesem Arbeitspaket wird nach einer effizienten Möglichkeit gesucht, um die horizontale Schwerewellenausbreitung in einem GCM darzustellen und so den hohen Schwerewellenimpulsfluss im PNJ der Südhemisphäre durch, im Vergleich zu früheren Studien realistischere, Prozesse zu reproduzieren. Der im PNJ enthaltene Schwerewellenimpulsfluss ist durch die Stärke der Quelle, den horizontalen und vertikalen Ausbreitungswegen der Schwerewellen und ob sie den PNJ erreicht, sowie die Dissipation und Filterung, die die GWs erfahren, gegeben. In den herkömmlichen Parametrisierungen, die in den GCMs implementiert sind, breiten sich parametrisierte Schwerewellen nur vertikal aus. Raytracing ermöglicht es, die horizontale Ausbreitung abzubilden. Um jedoch die mit Klimasimulationen verbundenen hohen Rechenkosten zu reduzieren, verfolgen wir einen anderen Ansatz. Unser Ansatz besteht darin, Raytracing offline durchzuführen, die Ergebnisse statistisch auszuwerten und Nachschlagetabellen zu erstellen. Für jede orographische Quelle liefern diese eine Wahrscheinlichkeitsverteilung µ, die statistisch ausdrückt, zu welchen Orten sich Schwerewellen in der ausgewerteten Höhe ausbreiten. Mit anderen Worten, wir werden Schwerewellen von einer bestimmten Quelle an alle Stellen in der unteren Stratosphäre verteilen, an denen µ positiv ist.
Ziel dieses Arbeitspakets ist es, die Darstellung von Schwerewellen in globalen Modellen unter Berücksichtigung der Ergebnissen aus den anderen Arbeitspaketen zu verbessern. Schwerewellenimpulsfluss und -widerstand aus Beobachtungen, hochaufgelösten Simulationen und Reanalysen werden als Grundlage für die Evaluierung der Schwerewellenaktivität im globalen Modell dienen. Während hochauflösende Modelldaten mit EMAC-Simulationen für bestimmte Episoden der Kampagne verglichen werden können, kann die statistische Darstellung von Schwerewellen im Modell nur mit Langzeitdaten des Schwerewellenantriebs, wie sie aus Reanalysedaten hervorgehen, ausgewertet werden. Die in AP4 entwickelte vereinfachte horizontale Ausbreitungsparametrisierung wird in EMAC implementiert. Es wird der Einfluss der geänderten Schwerewellenverteilung auf die Modellierung der klimatologischen mittleren Zirkulation der Stratosphäre, die Reaktion der stratosphärischen Zirkulation auf anthropogenen Antrieb und schließlich die dynamische Kopplung der Änderungen in der stratosphärischen Zirkulation mit dem troposphärischen Klima untersucht. Insbesondere werden wir uns auf den fehlenden Schwerwellenwiderstand bei 60 ° S konzentrieren, indem wir 1) einen Vergleich mit Beobachtungsdaten durchführen, um die Natur der "Lücke" genauer zu identifizieren, und 2) spezielle Sensitivitätsstudien in Bezug auf Änderungen in der Schwerewellenparametrisierung. Wir untersuchen die Hypothese, dass der fehlende Schwerwellenwiderstand in Modellen bei 60° S in der Stratosphäre auf die fehlende horizontale Ausbreitung von orographischen Schwerewellen zurückzuführen ist. Als alternative Hypothese testen wir, ob zusätzliche Schwerwellen-Quellen (orographisch oder nicht-orographisch) bei 60° S erforderlich sind, um den fehlenden Schwerewellenwiderstand bei 60° S zu erklären. Dabei werden wir untersuchen, ob die Auswirkungen auf die mittlere stratosphärische Zirkulation durch Änderung der Schwerewellenausbreitung (Umverteilung von GWD mit denselben Quellen) bzw. zusätzlichen Quellen dieselben sind.