Wissenschaftliche und Technische Ziele von AIRSPACE
Übergeordnetes Ziel des AIRSPACE Projektes ist es, zwei Fernerkundungsmethoden (aktiv + passiv) auf Forschungsflugzeugen zusammenzubringen, um die jeweiligen Vorteile synergetisch zur Messung der beiden wichtigsten, von Menschen beeinflussten Treibhausgase, CO2 und CH4, zu nutzen. Eine gleichermaßen wichtige Komponente des Projektes ist die Modellierung. Ziel ist es hier, mit Hilfe der Messergebnisse auf regionaler Skala die Treibhausgasflüsse mit der Methode der inversen Modellierung genauer zu bestimmen als bisher möglich. Dafür müssen wesentliche Ergebnisse aus Klima-Chemie-Modellen auf verschiedenen Skalen als Eingangsgrößen verwendet werden und mit regionalen Transportmodellen verknüpft werden.
Im Rahmen
dieses Vorhabens besteht eine wichtige Aufgabe darin, eine innovative
wissenschaftliche Nutzlast
zu realisieren, bestehend aus einem
abbildenden, passiven
und
einem aktiven
Fernerkundungsinstrument, sowie
in-situ Instrumentierung auf dem
deutschen Forschungsflugzeug HALO. Mit
Hilfe der hochgenauen in-situ
Instrumente (z.B. auch für Isotopenmessungen) - sowie
entsprechenden Flugmustern - soll eine bestmögliche Instrumentensynergie
erreicht und die
Fernerkundungsinstrumente mit den in-situ Sensoren verglichen werden.
Auch mit Hilfe von
bodengebundenen Fernerkundungsinstrumenten (Fouriertransformspektrometern)
wird eine Charakterisierung der Instrumentensuite vorgenommen. In einem ersten Schritt auf dem Weg dorthin findet im ersten Projektteil eine Messkampagne statt, für die auf dem deutschen Forschungsflugzeug HALO ein Zeitfenster reserviert wurde. Auf dieser Forschungsplattform soll das CHARM-F Lidarsystem gemeinsam mit der in-situ Instrumentierung (Cavity-ringdown spectrometer und Luftprobensammler für die Isotopenmessungen) eingesetzt werden, während das (passive) MAMAP-System sowie weitere in-situ Instrumente parallel dazu auf zwei weiteren, kleineren Messträgern (Cessna Grand Caravan und Cessna 207)installiert werden und koordinierte Messungen durchführen. Diese Kampagne ( CoMet = Carbon dioxide and Methane mission) dient folgenden Zielen: Zum einen sollen wissenschaftliche Daten zur CH4 - und CO2 -Säule gesammelt werden und damit die erwarteten Fähigkeiten der vollständig ausgebauten Instrumentenkombination überprüft werden. Dazu sind die besten z. Zt. verfügbaren in-situ Instrumente zur Unterstützung und Validierung der Messungen erforderlich. Zum anderen soll eine Modellinfrastruktur (regionale inverse Modellierung, Klima-Chemie-Modellierung mit regionaler Verfeinerung) geschaffen werden, um die Synergie der verschiedenen Datenströme der einzelnen Instrumente für die Modellierung der Spurenstoffflüsse nutzbar zu machen. Die beiden dabei verwendeten Modellsysteme
werden sich sinnvoll ergänzen. Das Modell STILT-TM3, das vom
MPI-BGC betrieben wird, ist ein
gekoppeltes Eulersches Modell, das ursprünglich entwickelt wurde, um
Transportfehler der terrestrischen Treibhausgasflüsse bei Verwendung der
Top-Down-Methode auf kontinentalen Skalen zu minimieren. Es wird für die
Berechnung von, an den Messorten beginnenden, Rückwärtstrajektorien
eingesetzt werden, um deren Verbindung zu den Quellen zu untersuchen. Dies
ist die Grundlage für die inverse Abschätzung der Flüsse sowie der Zuordnung
zu einzelnen Quellen. Wenn statt der ECMWF-Analysen das WRF (Weather
Research and Forecasting) Modell verwendet wird, dann kann es nicht nur im
Vorhersagemodus für die Flugplanung eingesetzt, sondern seine Auflösung auch
derart verfeinert werden, dass die Interpretation des atmosphärischen
Transports verbessert wird.
Das am DLR
entwickelte und betriebene MECO(n) ("MESSy-fied ECHAM and COSMO models
nested n-times”) System ist das globale "ECHAM/MESSy Atmospheric Chemistry"
(EMAC) Klima-Chemiemodell mit der Möglichkeit, mehrfach in ein oder mehrere
Regionen hinein zu vergrößern. Diese Zoom-Möglichkeit basiert auf der
Einbettung des COSMO Modells des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Die
Kopplung der unterschiedlichen Modellinstanzen zur Laufzeit erlaubt einen
häufigen Austausch der Randbedingungen zwischen den grob aufgelösten
(globalen oder regionalen) und den feiner aufgelösten (regionalen)
Modellinstanzen. Dies garantiert ein hohes Maß an Konsistenz zwischen allen
relevanten Skalen. Diese einzigartige Stärke von MECO(n) soll für das
geplante Projekt genutzt werden um (1) die Messkampagne auf der regionalen
Skala nachzusimulieren, jedoch eingebettet in die globale Skala, (2) die
Rolle der verschiedenen Methanquellen innerhalb und außerhalb des
Kampagnengebietes abzuschätzen, (3) den chemischen Zustand der Atmosphäre zu
untersuchen, der die Lebensdauer von Methan bestimmt, sowohl auf regionaler
als auch auf globaler Skala, und (4) um die isotopische Signatur (D, 13C)
von Methan auf globaler und regionaler Skala zu simulieren. Außerdem soll
eine kürzlich entwickelte Modelldiagnostik, die verschiedene
Methanaltersklassen darstellt, dazu verwendet werden die WRF-STILT basierte
Inversion zu ergänzen. Zusammengefasst soll WRF-STILT dazu verwendet werden, die Beobachtungen aus der Messkampagne mit einer bestmöglichen Schätzung des atmosphärischen Transports direkt zu invertieren. Dabei muss aber eine bekannte Methansenke angenommen werden. MECO(n) hingegen wird vorwiegend dafür eingesetzt, Aspekte der Atmosphärenchemie (d.h. der Senken) zu evaluieren. Weil jedes der beiden Modelle für einen anderen Zweck bzw. einen anderen Schwerpunkt entwickelt wurde ergänzen sie sich daher in idealer Weise. Als ein weiteres, untergeordnetes Ziel ist es vorgesehen, auch das Methanprodukt der Satellitenmission Sentinel-5P des europäischen Copernicus–Programms zu validieren, dessen geplanter Start einige Monate vor den Beginn der Messkampagne stattfindet. Dies dient dazu, erstmals die Eignung der zu entwickelnden Verfahren auch für zukünftige Satellitenmissionen (wie z.B. der deutsch-französischen Klimamission MERLIN) nachweisen zu können. Bodengebundene Fernerkundungsinstrumente werden diesen Projektteil begleiten und dienen darüber hinaus ebenfalls zur Charakterisierung der Flugzeug-Payload während der Messkampagne. Für koordinierte Messaktivitäten von HALO und Cessna Caravan sind Messungen im Großraum Berlin (zur Charakterisierung von urbanen Emissionen z.B. aus Verkehr, Abwasser- und Müllentsorgung, Gaslecks) geplant, als auch in den Kohlerevieren in Oberschlesien (Polen). Koordinierte Messungen in diesem Gebiet erlauben deswegen einerseits eine bessere Quantifizierung dieser bedeutenden Quellen (mithilfe verschiedener unabhängiger Methoden) und bieten andererseits eine einzigartige Möglichkeit der Validierung der neu aufgebauten Fernerkundungsinstrumente am Beispiel starker Punktquellen. Die HALO-Befliegungen werden dieses Gebiet auf größere Regionen ausweiten, als sie mit den kleineren, tieffliegenden Flugzeugen erreichbar sind.
Im weiteren
Projektverlauf soll ein Modellsystem für die Analyse der gewonnen Daten
aufgebaut werden. Mit dessen Hilfe werden neuartige synergetische Methoden
der Instrumentenkombination entwickelt und in Hinblick auf die
Quantifizierung von regionalen Treibhausgasflüssen sowie für die Validierung
von zukünftige Satellitensensoren untersucht werden. Bodenmessungen mit dem
Lidarsystem dienen in diesem Zeitraum zur weiteren Optimierung,
Charakterisierung der Performance, sowie zur Weiterentwicklung der
Auswertealgorithmen.
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